Ticketkauf nur noch geplant
17. Oktober 2016 um 23:42 Uhr
Kürzlich fiel mir beim Ticketkauf auf, daß sich dabei etwas geändert hat. Das hatte ich wohl vorher nicht mitbekommen. Es war nämlich bis – ja, ich weiß es nicht genau, letztes Jahr? – möglich, einen Rückfahrschein zu kaufen, ohne sich für die Rückfahrt auf einen bestimmten Tag festlegen zu müssen. Der Fahrschein galt dann für ein bestimmtes Datum plus den folgenden Tag für die Hinfahrt, und die Rückfahrt war möglich an einem beliebigen Tag innerhalb eines Monats ab Hinfahrt.
Nun komme ich eben von einem Fahrscheinkauf an einem Automaten der Bahn zurück. Dort mußte ich schon zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit feststellen, daß sich die Regeln für die Rückfahrt offenbar geändert haben:
Beim Kauf eines Rückfahrscheines muß man sich jetzt auch für den Tag der Rückfahrt festlegen. Es gibt auch keine Möglichkeit, Angaben zu machen wie „weiß ich noch nicht“ oder „innerhalb von n Tagen ab $datum“.
Ist der Tag der Rückreise also noch unklar und von Faktoren abhängig, die ich nicht beeinflussen kann, kann ich mir erstmal nur den Fahrschein für die Hinfahrt kaufen. Ich muß also für die Rückfahrt auf jeden Fall am Zielort nochmals einen Fahrschein kaufen.
Das Zugreiseblog schreibt dazu im Artikel Deutsche Bahn schafft Flexpreis ab:
Und noch eine andere Einschränkung gibt es zum bisherigen Flexpreis der Bahn: Beim neuen Angebot kannst du Hin- und Rückreise nur noch getrennt buchen. Stehen beide auf einer gemeinsamen Fahrkarte, so muss die Hin- und Rückfahrt zum darauf angegebene Zeitpunkt beginnen. Der Ein-Monatszeitraum entfällt dadurch komplett.
Allerdings ist das keine Neuerung, die erst noch kommt, sondern das ist offenbar bereits in Kraft! Wie gesagt, ich habe am Automaten keine Möglichkeit gefunden, die „alte“ Variante mit offenem Rückreisetag zu buchen.
Die Bahn geht also immer stärker davon aus, daß die Fahrgäste ihre Reisen bitteschön ganz genau im voraus zu planen haben. Flexibel soll es nur noch die Bahn selbst haben, indem sie Streckenpreise je nach Auslastung höher oder niedriger anbieten will. Wer dann das Pech hat, an einem stärker belasteten Tag fahren zu müssen, zahlt dann eben drauf. Und nein, das kann man nicht immer einem Auftraggeber oder Arbeitgeber aufdrücken, denn es gibt nicht nur Geschäftsreisende.
Das ist natürlich auch eine Methode: Statt an stark belasteten Tagen mehr Züge einzusetzen, wird einfach bei den Fahrgästen anhand ihrer wirtschaftlichen Situation gefiltert. Diejenigen, die genauer auf’s Geld achten müssen, werden dann schon gefälligst an den weniger belasteten Tagen fahren, nicht wahr?
Dazu kommt, daß stärker darauf hingearbeitet wird, daß sich Fahrgäste fest an bestimmte Züge binden. Wenn ich nach der alten Methode (Rückfahrt, wann ich will binnen eines Monats) gegangen bin, mußte ich mir nur, sobald ich wußte, wann es wirklich zurück geht, eine Reservierung kaufen. Erst dann bin ich an einen bestimmten Zug gebunden – und könnte mich immer noch dafür entscheiden, die Reservierung fallen zu lassen und doch einen anderen Zug zu nehmen.
Mit einer Zugbindung per Fahrkarte sieht das anders aus: Ich kann mich nicht einfach umentscheiden oder auf eine geänderte Situation reagieren, denn dann verliere ich nicht nur die Reservierung für 4,50 €, sondern den ganzen Fahrschein! Ich müßte in diesem Fall den alten Fahrschein umtauschen und einen neuen kaufen und müßte vom Fahrpreis für den vorherigen noch (derzeit) 17,50 € an Gebühr bezahlen.
Außerdem bezahlt man mit unnötig verbratener Zeit: Ich weiß ja nicht, wie das in anderen Bahnhöfen ist, aber im Düsseldorfer Hauptbahnhof habe ich für die Rückgabe eines Fahrscheines kürzlich 50 Minuten im Reisezentrum verbracht – davon 40 Minuten wartend und weitere 10 Minuten am Schalter, weil der Mensch dort am Schalter sich erst einmal bei einer Kollegin erkundigen mußte, wie sowas funktioniert. Man sollte ja eigentlich meinen, daß die Leute zumindest so weit eingearbeitet sind, daß sie sowas Einfaches wissen …
(Daß der Empfang meines Smartphones – blau.de und damit E-Plus/O2/Telefonica – vorm Bahnhof mit 4G exzellent ist, im Bahnhof dann auf 3G mit schlechtem Empfang abfällt und ich im Reisezentrum mit Glück gerade mal noch Edge bekomme, ist sicher nur Zufall und hat ganz bestimmt nichts mit den kostenpflichtigen Telekom-Hotspots im Bahnhof zu tun. Das aber nur so nebenbei.)
Ich werde also für eine Planänderung, für die ich vielleicht nicht einmal was kann, durch eine (gegenüber einer Reservierung) erhöhte Gebühr und die lange Wartezeit am Schalter gleich doppelt bestraft.
Wie ist das dann eigentlich, wenn dieser Bahnhof dann auch noch ein Kleinstadtbahnhof ist, an dem es gar keinen Schalter mehr gibt? Kann ja passieren, daß mein Ziel nicht der Hauptbahnhof einer Großstadt ist, wo der IC(E) hält, sondern ein viel kleinerer Bahnhof. Und dann?
Oder was ist, wenn ich den Rückfahrschein dann erst am Zielort kaufen will, aber dort der einzige Automat kaputt ist? Vermutlich zahle ich dann in der Regionalbahn erstmal für die Fahrt zum großen Stadtbahnhof, sofern ich nicht gleich wegen Schwarzfahrens rausgezogen werde, und „darf“ dort nochmal am Automaten meinen Fernfahrschein kaufen. Und dabei, weil der Automat herumspackt, den IC(E) verpassen.
Es kann ja durchaus Gründe dafür geben, warum man seinen Fahrschein sofort für Hin- und Rückfahrt kaufen möchte.
So wird das jedenfalls nichts damit, sich gegen die wachsende Konkurrenz der Fernbusse zu behaupten, wenn man die Fahrgäste so dermaßen auf Termine festnagelt. Diese Flexibilität war ja bisher gerade einer der großen Vorteile gegenüber Fernbussen oder Flügen. Wenn die Bahn diese Flexibilität aufgibt, werden mehr Fahrgäste nur noch die reinen Preise zwischen Flug, Fernbus und Bahn vergleichen, ohne auf weitere Aspekte zu achten. Denn diese Verkehrsmittel nageln sie genauso an feste Tage und Zeiten und bestrafen diejenigen, die eine Reise dann aus welchen Gründen auch immer nicht oder nicht zum geplanten Termin wahrnehmen können.
Und, so doof ich das finde: Für Autofahrer ist das ebenfalls ein gutes Argument.
Mal ehrlich, Deutsche Bahn: Wie kann man nur so dumm sein, einen solchen Vorteil für die Kunden aufzugeben?
3. Dezember 2016 at 19:39
Hallo Sabine,
habe Deinen Blog heute gefunden, da ich genau das gleiche Problem hatte. Da kommt man aus dem Babyjahr und dann das. Mal schauen, wie ich jetzt damit umgehe.
Viele Grüße
Andrea.