Am Gleis 16 fährt ein …
12. Dezember 2012 um 14:34 Uhr
Das Winterwetter scheint die Bahn nicht nur bezüglich der Temperaturen zu irritieren. Auch die Anzeigetafeln und die Lautsprecherdurchsagen werden munter durcheinandergewürfelt, und synchron sind sie dabei „natürlich” auch nicht.
So geschehen am 10. Dezember zwischen etwa 12:10 und 12:25 Uhr am Gleis 16 des Düsseldorfer Hauptbahnhofs. Ich wollte in den InterCity 2313 in Richtung Stuttgart einsteigen; mein Ziel war Mannheim. Als ich um etwa 12:10 Uhr an den Bahnsteig kam, wurde dieser Zug auch bereits über die Anzeigetafel angekündigt, mit fünf Minuten Verspätung. Kurz darauf ergänzte eine Durchsage die Anzeige mit der Information, daß der Zug in umgekehrter Reihenfolge einfahren und sich die Wagen der 1. Klasse auf der anderen Seite befinden würden. So weit, so gut.
Ein paar Minuten später änderte sich die Anzeige. Einfahren sollte nun erst einmal ein verspäteter ICE mit Ankunftszeit 12:12 Uhr, der eigentlich für das Nachbargleis vorgesehen war. Diese Anzeige wurde auch durch eine entsprechende Durchsage bestätigt. Ein paar Minuten lang geschah nichts, ein ICE kam nicht. Ob der ICE dann doch am Nachbargleis eingefahren war, weiß ich nicht, da stand dann jedenfalls einer.
Derweil änderte sich die Anzeige erneut. Diesmal wurde ein nicht näher bezeichneter Zug über Leverkusen-Mitte nach Aachen für 12:37 Uhr angekündigt. Das müßte wohl ein Regionalexpreß sein. Die Lautsprecher blieben stumm. Die Anzeige dagegen blieb mehrere Minuten lang so stehen. Ein Regionalzug kam nicht; wieso auch, er war ja noch gar nicht dran gewesen.
Dann erst kam eine Durchsage. Diese betraf aber nicht den RE von der Anzeigetafel, sondern den IC 2313. Der sollte nun — pünktlich — einfahren. Von einer umgekehrten Wagenreihung war nun nicht mehr die Rede. Zu sehen war er erst einmal auch nicht.
Erst ganz kurz bevor der IC — tatsächlich pünktlich und in umgekehrter Wagenreihung — einfuhr, erschien er auch wieder auf der Anzeigetafel. Ohne die fünfminütige Verspätung, die da ursprünglich gestanden war. Die ganze Aufregung war also umsonst gewesen. Ich war die ganze Zeit an derselben Stelle gestanden, wo „mein” Wagen 8 laut Wagenstandsanzeiger ursprünglich stehenbleiben sollte, und war damit nur eine Wagenlänge von seinem tatsächlichen Standort entfernt gewesen, da er sich ziemlich in der Mitte des Gespanns befand.
Nun stelle ich mir aber vor, was dieses Informations-Chaos für behinderte Menschen ausgelöst hätte. Sehbehinderte oder blinde Menschen, die nur die Ansagen hören, wären vermutlich noch am besten informiert gewesen. Trotzdem wäre ihnen nach den Ansagen, denen keine Züge folgten, sicher nicht sofort klar gewesen, daß nun wirklich der IC am Gleis steht. Außerdem hätte sie eventuell irritieren können, daß die umgekehrte Wagenreihung zum Schluß nicht mehr erwähnt worden war — sofern sie rechtzeitig genug am Gleis angekommen waren, um die Ansage mitzubekommen.
Schwerhörige und Gehörlose hätten bis zum letzten Moment nicht gewußt, welcher Zug jetzt wann einfährt. Und vermutlich hätten sie die Information über die umgekehrte Wagenreihung gar nicht mitbekommen, denn auf der Anzeigetafel tauchte davon nichts auf.
Rollstuhlfahrer und das Bahnpersonal, das die Rollstuhlrampe bedient, hätten die Änderung der Wagenreihung, die nur einmal eine gute Viertelstunde vor Eintreffen des Zuges durchgesagt wurde und später nicht mehr, vielleicht mitbekommen. Oder auch nicht. Daß das Bahnpersonal manchmal nicht mehr weiß als die Fahrgäste, ist leider auch nicht so ungewöhnlich.
Aber daß die Bahn das mit der Kommunikation generell nicht kann, ist ja leider nichts Neues. Nur Preise erhöhen, das geht immer.
Achja, der IC 2313 hatte dann auch kein Boardrestaurant, sondern nur „so einen Ersatz im Wagen 10” (O-Ton des Bahn-Mitarbeiters, der einmal mit seinem Kaffee- und Süßkram-Wägelchen durch die Wagen der 2. Klasse lief). Das Board-Restaurant ist dann wohl im Schnee verlorengegangen oder so.
Die Fahrt als solche war dann in jeder Hinsicht problemlos: Ich hatte reserviert, mit Tisch und am Fenster, und hatte dort auch tatsächlich eine funktionierende Steckdose zur Verfügung. Im Wagen war es ruhig und wohltemperiert. In Mannheim fuhr der Zug dann mit drei Minuten Verspätung ein; da kann man nicht meckern. Nur die Kommunikation … seufz